Ägypten

"Lieber ein kleines Häuschen mit behaglicher Stube als zehn düstere Paläste."

(Sprichwort aus Ägypten)

Datum:

12. Oktober 2008 bis 7. November 2008

Strecke:

3'067 km

Diesel:

1,1 Pfund/Liter (Luxor und Nuveiba)

Währung:

1 Pfund = 100 Piaster; 1 US-$ = 5,51 Pfund

Visum:

US-$ 22; in der ägyptischen Botschaft in Dar es Salaam ausgestellt

Route:

El Saiadin (Hafen in Ägypten) - Nuveiba - St. Catherine - Abu Rudeis -
Ras el Sudr - Ahmad Hamdi Tunnel - Kairo - Giseh - Abusir - Sakkara - Dashur - Beni Suef - Assyut - Sohag - Qena - Luxor - Western Theben - Luxor - Qena - Port Safaga - Hurghada - Ras Zafarana - Suez - Ahmad Hamdi Tunnel - Mitla Pass - Nakhl - Taba - Nuveiba - White Canyon - Nuveiba - El Saiadin (Hafen in Ägypten)

Klima:

Temperaturen:

Sonnentage:

Regentage:

Durchzogene Tage:

Ø 23° C  bis Ø 32° C

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Fotoalbum

Tagebuch

12. Oktober 2008

Die Einreise nach Ägypten beginnt bereits auf der Fähre. Auf dem Passagierdeck erwartet uns bereits ein Formular. Leider hat der Beamte dieses Formular nicht vollständig ausgefüllt (unser Nachname fehlt), meint aber, dies würde kein Problem darstellen. Danach geht es zum Immigration-Schalter. Zuerst wird der Ausreisestempel in unsere Pässe gedrückt, und schon erfahren wir, was es heisst, nicht auf dem üblichen Massentouristenweg in Ägypten einzureisen. Wir müssen nämlich für den Einreisestempel nicht nur das übliche Formular ausfüllen, sondern zusätzlich den gesamten Text unseres Visums abschreiben – der Mitarbeiter kann nämlich nur arabisch lesen und ist nicht fähig, das uns in der ägyptischen Botschaft in Dar es Salaam ausgestellte Visum zu lesen… Die Zeit vergeht rasch, und wie wir endlich an der Reling stehen, beobachten wir, wie die Fähre kurz nach Mitternacht langsam ablegt. Fahrplanmässige Abfahrt wäre übrigens um 16 Uhr gewesen – also nur etwa acht Stunden Verspätung...

13. Oktober 2008

Die Überfahrt verbringen wir im Heckbereich an der frischen Luft und dösen friedlich vor uns hin. Wir wundern uns etwas über die vielen Abfallsäcke, die zu einem Haufen gestapelt herumliegen, sind aber zu müde, um allzu intensiv nachzudenken. Allerdings nur, bis zwei Arbeiter beginnen, die vollen Abfallsäcke ins Meer zu werfen. Wir können unseren Augen kaum trauen, aber es ist wahr: Der gesamte Abfall der Fähre wird einfach im Meer entsorgt. Die anderen Reisenden scheint dies nicht zu kümmern, aber wir können uns es kaum fassen. Sky besuchen wir zu Beginn jede halbe Stunde, und mit der Zeit alle Dreiviertelstunden. Wir sind froh, dass sie sich so gut hält.

Um drei Uhr morgens läuft die Fähre endlich im Hafen von Nuveiba ein, und als zweites Fahrzeug können wir die Fähre verlassen. Unsere Hoffnung, rasch in Ägypten einzureisen, weicht bald der bitteren Realität. Wir werden von Polizisten an einen Warteplatz dirigiert, und dort heisst es warten. Ab und zu kommt ein Polizist vorbei und füllt auf arabisch irgendein Formular aus, schreibt unsere Chassisnummer auf oder will unsere Pässe und den Fahrzeugausweis sehen. Dies dauert rund eineinhalb Stunden, und dann herrscht plötzlich gespenstische Ruhe. Kein Wunder, denn die Polizisten, Zöllner und Soldaten sind schlafen gegangen. Erst drei Stunden später erscheint die nächste Schicht, doch ans Arbeiten denken die noch lange nicht. Erst heisst es wahrscheinlich, sich damit anzufreunden, arbeiten zu müssen… Wir entscheiden, dass Helen das Auto bewacht und Sky betreut, während Markus das Carnet abstempeln lässt. Was allerdings nicht eine Sache von wenigen Minuten ist, sondern von dreieinhalb Stunden. Im Hafen von Nuveiba arbeitet man nämlich noch mit „Steinzeitmethoden“. Zuerst muss man am Schalter Nr. 2 ein Formular ausfüllen lassen. Mit diesem Formular geht man zum Schalter Nr. 1, um die Strassenbenutzungsgebühr zu bezahlen. Dort erfährt man, dass dies der einzige Schalter im Hafen ist, der keine US-$ akzeptiert. Man muss deshalb zur Bank, um ägyptische Pfund zu tauschen. Anschliessend wieder zum Schalter Nr. 1, wo man mit 510 Pfund gut zwanzig Mal höhere Strassenbenutzungsgebühren bezahlt als Araber. Mit der Quittung wieder zum Schalter Nr. 2. Dort wird einem erklärt, welche Dokumente kopiert werden müssen. Also geht es weiter zum Kopiershop. 40 Pfund ärmer geht es zurück zum Schalter Nr. 2. Statt den Carnetstempel zu erhalten wird man zum Schalter Nr. 3 geschickt, wo ein persönliches Dossier erstellt wird. Mit diesem Dossier und einem vom Schalter Nr. 4 ausgefüllten Formular zurück zum Schalter Nr. 2, um – endlich – das Carnet abgestempelt zu erhalten. Danach geht es zum Schalter Nr. 5 – schliesslich gilt es noch, ägyptische Nummernschilder und einen ägyptischen Fahrausweis zu organisieren. Zum Glück haben wir bereits eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen, sonst wäre der administrative Kleinkrieg weitergegangen! Es ist aber nicht einfach, die Beamten zu überzeugen, dass die europäische Versicherung mit einer Schadenssumme von € 500'000 deutlich besser ist als die ägyptische Versicherung mit einer Schadenssumme von US-$ 100'000… Tief atmen wir auf, wie wir diese Hürde zu unseren Gunsten meistern können.

Als kleine Anekdote sei erwähnt, dass auf der Fähre ein Formular nicht vollständig ausgefüllt wurde, der Beamte beim Schalter Nr. 2 dies leider bemerkt und uns zurück auf die Fähre schickt, damit dort unser Nachname abgestempelt wird. Die Polizei lässt uns aber nicht mehr auf die Fähre. Nach einem Irrlauf durch sieben (!) Büros und der gütigen Mithilfe eines Mitarbeiters der Tourism Police wird unser Nachname im Fährbüro abgestempelt und der Beamte vom Schalter Nr. 2 zufrieden gestellt…

Nun endlich können wir die ägyptischen Nummernschilder am Santi montieren. Total müde, aber erleichtert steigen wir in den Santi und fahren der Küste entlang nordwärts in Richtung Nuveiba. Nur wenige hundert Meter nach dem Hafen lassen wir neben dem Hotel Hilton noch einige andere Hotels rechts liegen. Je mehr wir nordwärts vordringen, je mehr fallen uns verlassene, verfallene oder während des Baus aufgegebene Lodges und Hotelanlagen auf. Diese gespenstische Stille ist wohl auf die Anschläge von 2001 bis 2006 zurückzuführen. Gut 25 km nach Nuveiba erreichen wir die Anlage „Basata“. Leider sind hier Hunde nicht erlaubt, und erst, als die Betreiberin begreift, dass wir seit fast sieben Monaten unterwegs sind, erlaubt sie uns, etwas abseits zu campieren. Allerdings müssen wir, selbst wenn wir abseits von der Anlage campieren, eine Führung über uns ergehen lassen – schliesslich handelt es sich beim „Basata“ um eine ökologische Anlage, welche einer genauen Aufklärung und Einführung des gesamten Systems bedarf. Doch zuerst sollen wir unser Auto abstellen. Ein Mitarbeiter erklärt uns den Weg, meint aber, wir sollen möglichst weit weg vom Meer campieren, da wir sonst „wertvolle Mikroorganismen“ (Zitat!) zerstören würden. Wie wir den Campingplatz suchen, entschliessen wir uns, „Basata“ den Rücken zuzukehren – uns geht es hier etwas zu ökologisch zu und her. Wenigstens werden die „wertvollen Mikroorganismen“ zum running Gag!

Wir fahren zurück und entscheiden uns, bei der hübschen Lodgeanlage „Ananda“ zu bleiben, zumal der Betreiber dieser Anlage überaus freundlich und zuvorkommend ist. Müde von der schlaflosen Nacht und vom Einreiseprozedere ziehen wir in unserer Hütte ein und schlafen bald ein.

 14. bis 19. Oktober 2008

Die nächsten Tage verbringen wir im „Ananda“. Wir sind fast die ganze Zeit über die einzigen Gäste – nur am letzten Tag müssen wir die Anlage mit zwei anderen Gästen teilen. Für uns ist dies perfekt. Wir haben Ruhe, können am Strand liegen, die Sonne geniessen, und Sky kann frei nach Belieben den Strand entlang springen, nach Krabben jagen oder einfach nur im Sand herumwühlen. Ab und zu sind wir zu faul zum Kochen. Dann zaubert jeweils der Chef namens Saad höchstpersönlich etwas Feines zum Essen auf den Tisch. Die Bungalows sind sehr einfach eingerichtet: Ausser zwei Matratzen am Boden, einem Spiegel an der Wand und zwei kleinen Regalen gibt es nichts - aber uns reicht dies völlig aus.

Das einzige Problem der Anlage ist die Elektrizität. Wohl ist ein funktionierender Generator vorhanden, aber die zum Starten notwendige Batterie ist praktisch tot. Mr. Saad bleibt somit nichts anderes übrig, als jeden Tag mit Hilfe eines Autos und Überbrückungskabeln den Generator zum Laufen zu bringen. Wir helfen ihm mit unserem Santi natürlich gerne, fragen uns aber, was er macht, wenn wir nicht mehr da sind. Jeden Tag unseres Aufenthaltes meint er zwar, bald bringe jemand eine neue Batterie vorbei, aber so lange wir bei ihm logieren, erweist sich dies als ein leeres Versprechen. Obwohl im arabischen Raum leere Versprechungen absolut nichts Ungewöhnliches darstellen, haben wir Mitleid mit Mr. Saad und offerieren ihm vor unserer Abreise, in Kairo eine neue Batterie für ihn zu kaufen. Er aber meint, dass er in wenigen Stunden nicht nur eine, sondern zwei neue Batterien erhalte. Inshalla, kann man da nur noch sagen!

Das Meer ist aussergewöhnlich warm, und wir könnten stundenlang darin herumplanschen und dem Riff entlang schnorcheln. Ja, wir könnten, wenn nicht Wind und Wellen derart stark wären, dass wir nicht mehr den Grund des Meeresbodens sehen und somit ein passender Eingang über die Korallen erschwert ist. Dies ist sehr schade, da der gesamte Küstenstreifen mit seinem vorgelagerten Riff sehr fischreich ist und uns mit den verschiedensten Farben sehr begeistert. Dafür springt uns Sky immer entgegen, wenn wie wieder aus dem Wasser steigen. sich Sky enorm, wenn wir wieder aus dem Wasser kommen.

Eine längere Reise bringt natürlich auch längere Haare mit sich. Und hier am Strand von Nuveiba will sich Helen von Markus ihre Haare schneiden lassen. Sicher braucht sie etwas Mut, ihre Haare in die Hände von Markus zu geben, aber ihr Vertrauen ist grösser als ihre Angst. Mit einem Kamm und einer abgestumpften Schere rückt also Markus ihrer Haarpracht beherzt zu Leibe, und nach einer halben Stunde ist es vollbracht: Helens Haare sind knapp zehn Zentimeter kürzer!

 

20. Oktober 2008

Am späteren Vormittag verlassen wir die wunderschöne Ananda-Anlage und fahren quer durch den Sinai zum Katharinenkloster. Die Fahrt bis zum Kloster überwältigt uns. Wir begegnen nicht nur fantastische Gebirgskulissen mit engen Wadis, sondern auch bizarren Fels- und Bergformationen mitten in der Wüste. Sobald wir die Küste des Golfs von Al Aqabah verlassen, windet sich der weitere Strassenverlauf in vielen Kurven durch die Täler. Die steilen und steinigen Berghänge links und rechts der Strasse versetzen uns immer wieder ins Staunen.


Zwar sehen wir ab und zu auch andere Reisecars, doch lassen wir uns nicht von unserem Ziel abhalten. Was uns lediglich aufhalten könnte, ist ein Santischaden. Bei einem der unzähligen Checkpoints lässt uns unser Santi tatsächlich im Stich. Sicher hätte sich unser Santi keinen idealeren Platz für seinen Stillstand aussuchen können, denn als wir die Motorhaube öffnen und dem Grund des Versagens der Kupplung auf den Grund gehen möchten, kommen uns einige Polizisten zur Hilfe. Besser gesagt, ein höherrangiger Polizist hält einen vorbeifahrenden Mann an, welcher uns angeblich helfen könnte. Dieser Ägypter sieht nicht gerade aus, als ob er etwas von Autos verstehen würde, schafft es aber tatsächlich, innerhalb von fünf Minuten das Auto bzw. die Kupplung wieder funktionstüchtig zu machen. Herzlich bedanken wir uns mehrmals und fahren nach der Bezahlung der Eintrittsgebühr für das Naturschutzgebiet rund um das Kloster auch schon wieder weiter. Wir freuen uns auf dieses Kloster, welches im 6 Jh.n.Ch. gebaut wurde und wie eine Festung ein enges Tal am Fusse des Mosesberges beherrscht. Die Klosterkirche – das einzige für Touristen zugängliche Gebäude innerhalb des Klosters – ist nur zu gewissen Zeiten geöffnet. Da wir von Sky begleitet werden und wir ausserhalb der Öffnungszeiten beim Kloster eintreffen, können wir das Kloster nur von aussen besichtigen. Wir bestaunen die mächtigen Mauern, und während Markus mit Sky wartet, steigt Helen auf einem schmalen Weg sogar auf einen Berg, um von oben ins Innere des Klosters sehen zu können bzw. um Fotos und Filmaufnahmen zu machen.


Nach der Besichtigung kaufen wir in St. Catherine ein paar Lebensmittel ein und campieren auf dem Hotelgelände „St. Catherine’s Village“.

21. Oktober 2008

Unser heutiges Ziel heisst Kairo. Zuerst geht die Fahrt durch eine grandiose Wüstenlandschaft. Weite Sandebenen und zum Teil felsige Schluchten wechseln sich ab. Unterbrochen wird die Fahrt nur durch die langsam nervenden Checkpoints. Wenigstens werden wir oftmals durchgewunken. Den Suezkanal unterqueren wir in einem 1,6 km langen einspurigen Tunnel. Es gäbe auch eine Möglichkeit, den Suezkanal, dessen Passierung mit einem Schiff mit mindestens 80'000 US-$ zu Buche schlägt, auf einer Brücke zu überqueren. Der Weg über die Brücke erfordert aber einen sehr grossen Umweg. Da wir aber möglichst rasch nach Kairo gelangen wollen, wählen wir die Tunnelvariante. Unmittelbar nach dem Tunnel gelangen wir auf die Autobahn, die uns durch eine weitestgehend flache und öde Wüstenlandschaft nach Kairo bringt. Dank der Ringautobahn, die fast rund um Kairo führt, kann man das stauanfällige Stadtzentrum umfahren. Allerdings stauen sich die Fahrzeuge bei jeder Ausfahrt auf der drei- bis vierspurigen Autobahn auf sechs bis acht Spuren, und wir erhalten einen Vorgeschmack auf die "richtige" ägyptische Fahrweise. Wie wir in der Dunkelheit endlich auf dem Campingplatz "Sahara Mar" eintreffen, sind wir erstaunt, dass wir überhaupt nichts vom Verkehrslärm hören, wenn man bedenkt, dass wir uns mitten in Kairo befinden.

22. Oktober 2008

Damit wir dem täglichen Gedränge der tausenden von Touristen bei den Pyramiden aus dem Weg gehen können, machen wir uns bereits um halb sieben auf den Weg zum Haupteingang, wo viele Polizisten stehen. Dort teilen sie uns mit, dass wir erst um acht Uhr zu den Pyramiden fahren können. Dies hält uns nicht davon ab, den Santi am Strassenrand zu parkieren, unsere beiden Stühle aufzustellen und zu frühstücken. Kurz vor acht Uhr werden wir zum Tickethäuschen vorgelassen, wo wir erfahren, dass Hunden der Zutritt zum Gelände verweigert wird. Dank Helens Hartnäckigkeit können wir mit Sky wenigstens bis zum Parkplatz fahren. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Pyramiden getrennt zu besichtigen. Mit anderen Worten: Jemand betreut Sky im Auto, während der andere die Sphinx begrüssen geht. Zuerst macht sich Helen auf den Weg und hüpft sogleich auf ein Dromedar - zum Glück hat der Dromedarführer einen guten Tag und bietet diesen Fotoservice ausnahmsweise gratis an!

Wir sind beeindruckt von den Ausmassen der die Pyramiden bildenden Steinquader und der enormen Grösse der Pyramiden selbst. Natürlich war uns aus Büchern und Berichten bekannt, wie gross diese monumentalen Bauwerke sind, aber es ist etwas völlig anderes, wenn man davor steht und sich kaum satt sehen kann. Die 137 m hohe Cheopspyramide zum Beispiel besteht aus über 2,3 Millionen tonnenschwerer Granitblöcke, die etwa 25'000 Menschen während 30 Jahren aufeinander schichteten. Da bleibt einem oft nur der Mund offen vor lauter Staunen! Wir wussten allerdings nicht, dass sich die Pyramiden direkt am Stadtrand von Kairo befinden.

 

Die 20 m hohe und 75 m lange Sphinx bewacht seit Jahrtausenden die Pyramiden, wobei ihr der Zahn der Zeit sichtlich zugesetzt hat. Aber auch eine nicht fachmännisch durchgeführte Renovation in den 80er Jahren trug einiges zu ihrem Verfall bei. Zum Glück konnte ihr Zustand stabilisiert werden, und sie kann weiterhin ihrer Aufgabe nachkommen. Die Sphinx besteht aus einem Löwenkörper und einem Menschenkopf, wobei umstritten ist, ob der Kopf die Gesichtszüge eines Pharaos zeigt. Wer sie aus welchen Gründen an diesem Ort erbaut haben könnte, ist ebenfalls unklar. Trotz dieser offenen Fragen und ihrem teilweisen Verfall fasziniert uns die Sphinx. Direkt neben den Pyramiden und der Sphinx befindet sich der alte muslimische Friedhof von Kairo mit über 1,5 Millionen Gräber.

Der Besuch dieser weltbekannten Bauwerke und die Hitze ermüden uns stark. Wir kehren deshalb zum Campingplatz zurück, was sich jedoch als nicht besonders einfach erweist. Die Mittelstreifen der meisten Strassen wurden zugemauert, so dass jeder, der die Kreuzung in gerader Linie überqueren will, rechts abbiegen, sich dann auf die linke Seite hinüberquetschen muss, nach ein paar hundert Meter folgt ein U-Turn, dort fädelt man sich in die Gegenrichtung ein, fädelt möglichst schnell nach rechts, um schliesslich in die Strasse rechts abzubiegen, auf die man bei Geradeausfahrt sofort gekommen wäre. Dieselbe Schikane gilt natürlich auch für das links Abbiegen. Eine weitere Schikane sind die unglaublich hohen Strassenschwellen, welche achsbrecherische Qualitäten aufweisen. Das Ganze kombiniert mit der ägyptischen Fahrweise, bei der jeder Zentimeter der gesamten Strassenbreite zum Drängeln ausgenützt wird, und ein Strassengewirr fast ohne jeglichen Strassenschilder ergibt eine richtige Herausforderung.

Endlich beim Campingplatz angekommen, wird uns mitgeteilt, dass der Campingplatz eigentlich geschlossen ist. Zum Glück befindet sich gerade vis-à-vis ein anderer Campingplatz (Bebo Camping), wo wir uns bald entspannen können - allerdings nur, bis wir von den Muezzinen mit unzähligen Lautsprechern unüberhörbar zum Gebet aufgerufen werden...

23. Oktober 2008

Die aus der V. Dynastie stammenden Pyramiden von Abusir liegen zwischen jenen von Giseh und Sakkara. Vor dem Eingang des Geländes wird uns mitgeteilt, dass der Besuch dieser Pyramiden nicht möglich sei. Ein Mitarbeiter meint aber, er würde uns das Gelände trotzdem zeigen - natürlich gegen ein erkleckliches Bakschisch... Eine Besichtigung dieser "Schutthaufen" lohnt sich für uns jedoch kaum, weshalb wir uns umgehend auf den Weg zu den Pyramiden von Sakkara machen.

Dort befindet sich der Komplex der Djoserpyramide, welche die erstgebaute Pyramide überhaupt ist. Vor dem Eingang ist uns bald klar, dass wir dieses Mal auch Sky die Pyramide zeigen möchten. Glücklicherweise ist hier die Touristenpolizei etwas weniger strikt als bei den Pyramiden von Giseh, so dass Sky mit uns diesen ersten monumentalen Steinbau (vorher wurde Lehmziegelbau betrieben) besichtigen kann. Dank unserem hervorragenden Reiseführer erfahren wir einiges über diese Pyramidenart. Die Pyramide als eigentliches Grab ist umgeben von einer ganzen Reihe Bauten, die als Scheinarchitektur dem verstorbenen Pharao ins Jenseits mitgegeben wurden. Die Pyramide wurde mehrfach vergrössert, wobei schliesslich sechs Stufen aufeinander gesetzt wurden. Damit war die erste Stufenpyramide entstanden. Der Architekt der Stufenpyramide Namens Imhotep wurde zuerst als Weiser und später wie ein Gott verehrt.

Für den Moment haben genug Pyramiden gesehen. Wir wandern deshalb zum Grab des Ti. Zuerst geht es ein paar Stufen in den Sand hinunter, und danach durch einen schmalen Korridor. Er führt uns zuerst zu einer Statue des Ti und danach zu zwei mit Hieroglyphen und Zeichnungen übersäten Kammern. Weiter im Untergrund geht es durch einen düsteren, langen Gang zur Grabkammer. Im Gegensatz zur Roten Pyramide ist hier die Luft viel besser. Sogar Sky gefällt es in der Grabkammer - auch wenn der Sarkophag leer ist.


Es ist erst halb drei Uhr und wir überlegen uns, was wir mit dem angebrochenen Nachmittag machen sollen. Wir beschliessen, noch die dritte Pyramidenart, die Knickpyramide von Dashur, zu besichtigen. Bevor es zur eigentlichen Knickpyramide geht, führt uns der Weg zur Roten Pyramide, welche als einzige im Innern zugänglich ist. Der Besuch der Grabkammern erfordert jedoch eine gehörige Portion Beinarbeit. Zuerst gilt es, knapp 30 Meter bis zum Eingang hochzuklettern. Danach geht es in einem niedrigen Gang über 70 Stufen in gebückter Haltung zurück bis zum Bodenniveau. Bald darauf befindet man sich in der sehr hohen Vorkammer. Über eine Holztreppe geht es anschliessend in die Grabkammer. Die Luft ist schlecht und etwas staubig - die Vorstellung, hier unten eingesperrt zu sein, ist nicht gerade verlockend! Obwohl uns die Bauart dieser Grabkammer sehr beeindruckt, sind wir froh, wie wir wieder ans Tageslicht zurück krabbeln.

24. Oktober 2008

Da wir gestern die Dashur-Pyramiden bereits um vier Uhr nachmittags verlassen mussten, blieb uns die Besichtigung der berühmten Knickpyramide verwehrt. Dies möchten wir unbedingt heute Morgen nachholen. Kurz nach neun Uhr stehen wir auch schon vor dieser interessanten Pyramidenform. Trotz Militärgelände können wir mit Sky in unserem Santi quer durch die Wüste zur Knickpyramide fahren. Infolge eines nicht geeigneten Untergrundes ergaben sich mit Anwachsen der Pyramide unter ihrem enormen Gewicht Bodensenkungen und dadurch Schwierigkeiten in der Statik. Im Ergebnis wurde der Neigungswinkel von 54° auf 43° abgesenkt. Schlussendlich wurde diese Pyramide zwar vollendet, aber aufgegeben.


Die Fahrt durch die Wüste zurück zur Roten Pyramide verläuft problemlos. Danach diskutieren wir lange, ob wir zurück nach Nuveiba fahren sollen, oder ob wir die Sehenswürdigkeiten von Luxor besichtigen möchten. Mit grosser Überzeugungsarbeit schafft es Helen tatsächlich, in Markus das Interesse für die Attraktionen von Luxor zu wecken. Helen war bereits vor zwanzig Jahren einmal in Luxor und würde gerne ihre Erinnerungen auffrischen. Um elf Uhr starten wir deshalb in südlicher statt in östlicher Richtung und fahren durch unzählige Dörfer dem Nilufer entlang und staunen immer wieder darüber, wie grün die Gegend rund um den Nil ist. Oft sehen wir, wie Bauern mit Esel oder Wasserbüffeln ihre Acker und Gärten bearbeiten, und wir bewundern das ausgeklügelte Bewässerungssystem. Bei Beni Suef überqueren wir den Nil auf einer langen Stahlbrücke und stossen bald auf eine gut ausgebaute breite Teerstrasse, die uns dem östlichen Ufer entlang weiter in den Süden führt. Wir sind froh, nicht mehr andauernd von achsbrechenden Strassenschwellen gebremst zu werden. Diese haben nämlich nicht nur die Angewohnheit, unheimlich hoch zu sein, sondern auch ohne jegliche Ankündigung oder farbliche Kenntlichmachung an den unmöglichsten Orten völlig unerwartet zu erscheinen.


Leider gilt die Region südlich von Beni Suef nach wie vor als Rückzugsgebiet islamischer Terroristen, und wir fragen uns, wo wir übernachten sollen. Nachdem sich die Strasse etwas vom Nilufer entfernt und die grüne Landschaft einer staubigen Wüste Platz macht, gedenken wir, in der Wüste oder in der Nähe eines enorm weitläufigen Kalksteinabbruches zu schlafen. Diesen Plan verwerfen wir aber rasch, wie wir bei einem kleinen Spaziergang mitten in der Einöde zwei Fahrzeuge und mehrere Menschen bei nicht definierbaren Tätigkeiten beobachten. Uns wird es etwas mulmig zumute, und wir fragen uns, ob es nicht sicherer wäre, bei einer der zahlreichen Polizeikontrollen zu übernachten. Aber so richtig anfreunden mit diesem Schlafplatz können wir uns nicht - es wäre zwar garantiert sicher, aber auch sehr laut, da die Motorgeräusche der die ganze Nacht über angehaltenen Fahrzeuge unüberhörbar wären. Da die Städte entlang dem Nil im mittleren Ägypten für Touristen aufgrund der Terrorgefahr grundsätzlich gesperrt sind, können wir in keinem Hotel übernachten. Es bleibt uns deshalb nicht viel anderes übrig, als bis nach Luxor durchzufahren. An den Strassensperren diskutieren die Polizisten jeweils miteinander, was sie mit uns machen sollen. Eigentlich müssten wir in einem Konvoi fahren, oder aber einen Polizisten in unserem Auto mitnehmen. Unser Santi bietet aber nur zwei Passagieren Platz, ein Konvoi fährt erst am nächsten Tag, und schlafen können wir in den Städten auch nicht. Nach einigen Diskussionen lassen uns die Polizisten deshalb jeweils alleine weiterfahren. Endlich in Luxor angelangt, steuern wir direkt das Rezeiky Camp an. Kurz vor Mitternacht können wir dann todmüde von der langen pausenlosen Fahrt ins Bett fallen.

 

25. Oktober 2008

Wir schlafen aus und geniessen ein ausgiebiges Frühstück. Ausser einem grossen Overlandtruck sind wir auch hier die einzigen Gäste. Noch müde von der gestrigen langen Fahrt ist uns klar, dass wir heute eine etwas ruhigere Kugel schieben werden. Wir besuchen den Luxor-Tempel, welcher im Herzen der Stadt liegt und von Amenophis III. etwa 1320 v. Chr. gegründet wurde. Das von Ramses II. erbaute Eingangstor wird von zwei ihn darstellenden kolossalen Sitz- bzw. Standfiguren und einem langen, vollständig mit Hieroglyphen gravierten Obelisk geprägt. An der Fassade des Tempels von Ramses II. wurde unter anderem die Geschichte eines siegreichen Feldzugs eingraviert. Besonders hervorzuheben ist ein fettes Rind, aus dessen Hörnern ein Mensch wächst. Dies stellt ein unterworfenes Land dar, und der Mensch ist ein versklavtes schwarzafrikanisches Volk. Innerhalb des Luxortempels, der sich aus verschiedenen kleinen Tempeln, Räumen und Säulensälen zusammensetzt, hat sich Ramses II. mehrfach mit gigantischen Statuen verewigt. Zum Teil sind die Statuen wie auch die Säulen und andere Bauelemente in sehr schlechtem, manchmal auch in hervorragendem Zustand.

 

Nach dem Besuch des Luxor-Tempels rekognoszieren wir mit dem Santi den Weg nach Theben-West. Morgen beabsichtigen wir nämlich, zu den ersten Personen zu gehören, die das Tal der Könige besichtigen. Den Abend verbringen wir auf dem Campingplatz mit Kochen und Vorbereiten des geschichtlichen Hintergrundes für die morgigen Besuche.

26. Oktober 2008

Bereits um viertel vor fünf Uhr klingelt unser Wecker! Bevor es aber zum Tal der Könige und zum Hatschepsut-Tempel geht, machen wir mit Sky einen langen Spaziergang am Nil. Unser Weg führt uns zuerst zu den beiden 18 m hohen Memnon-Kolossen, deren Erbauer Amenophis III. ist. Diese beiden Torwächterstatuen sind fast alles, was vom einst hier errichteten Totentempel des Vaters von Echnaton (Amenophis III.) zu sehen ist. Von der Grösse dieser Monolithkolosse sind wir beeindruckt, von deren schlechten Zustand aber etwas enttäuscht.

 

Bald darauf erreichen wir auch schon das Tal der Könige. Die Unmenge von Cars und Touristen erschlagen uns beinahe am Eingang.... Nichts desto trotz besorgen wir uns zwei Tickets und marschieren direkt zum Grab des Thutmosis III. Nach 83 Stufen hinauf geht es im Felsinneren wieder 102 Stufen hinunter. Die Vorkammer, deren Decke mit Sternen übersät ist, listet an den Wänden die Namen aller im Amduat (das die Nachtfahrt der Sonne beschreibende Buch) erwähnten 741 Götter und Dämonen auf. Die den roten Sandsteinsarkophag enthaltende Grabkammer ist mit vorzüglich erhaltenen Darstellungen des Ablaufs der Nacht im Amduat verziert.

Als nächstes nehmen wir uns das Grab von Ramses IX. vor. Die Korridore, Vorkammern und die Grabkammer sind allesamt mit gut erhaltenen Reliefs und Zeichnungen versehen. Uns gefällt insbesondere ein die nächtliche Sonnenfahrt durch den Bauch eines Krokodils beschreibendes Bild. Das darauf folgende Bild zeigt, wie die rote Sonnenscheibe mit dem widderköpfigen Ba das Tier verlässt.

Das letzte Grab gehört dem Gemahl von Königin Tauseret. In diesem Grab wurden nicht alle Reliefs fertig gestellt. Oft sind an den Wänden nur Vorzeichnungen zu sehen. Dafür sieht man kurz nach dem Eingang einen der besterhaltenen Friese mit Sonnenscheibe und den Göttinnen Isis und Nephthys. In der Sargkammer fällt der hochgestellte Sarkophagdeckel auf, dessen Unterseite man in einem Spiegel betrachten kann. Sie ist mit einem kräftig modellierten Relief der Isis dekoriert, die sich gewissermassen auf den verstorbenen König (Sethos II.) legt, der mit ihr den Thronfolger zeugt.

Eigentlich hätten wir gerne die Gräber von Amenophis II. und von Ramses III. besucht. Leider sind diese Gräber genau so wie jene von Sethos I., Ramses II, Ramses VI. und Meremptah im Moment für Besucher nicht zugänglich. Und dünkt es schade und unverständlich, weshalb von 16 Gräbern nur gerade 10 der Öffentlichkeit zugänglich sind. Aufgrund des Verbots, im Inneren der Gräber zu fotografieren, können wir leider keine Fotos bereitstellen.

Nach diesem Besuch machen wir uns auf zum Hatschepsut-Totentempel, welchen Hatschepsut, die mächtigste Frau auf dem Pharaonenthron, etwa 1475 v.Ch direkt an den Gebirgsrand bauen liess. Der Tempel bereitet sich wie eine überdimensionale Bühne aus, die mit ihrer Hintergrundkulisse aus senkrecht in den Himmel wachsenden Felsen verschmolzen ist. Der Tempel besteht aus einem Vorhof und zwei übereinander liegenden Terrassen. Beeindruckend sind die knapp 5 m hohen Pfeilerfiguren, welcher Hatschepsut in Gestalt des Osiris darstellen. Viele in den Fels hinein gehauene Korridore und Räume sind für Besucher leider nicht zugänglich. Hinter den Kolonnaden sind zum Teil gut erhaltene Reliefs zu erkennen, so zum Beispiel die göttliche Geburt der Hatschepsut und eine erfolgreich nach Somalia entsandte Expedition (sog. Puntexpedition).Ebenfalls gefallen hat uns ein Reliefbild des Anubis vor einem grossen Opfertisch.

Nach diesem dicht gedrängten historischen Vormittag kehren wir zurück nach Luxor, wo wir auf dem Campingplatz kochen und relaxen.

27. Oktober 2008

Auch heute heisst es früh aus den Federn, denn der Tempel von Karnak erwartet uns. Der Tempel von Karnak ist stellenweise bis zu 4'000 Jahre alt. Er wurde von mehreren Pharaos überarbeitet oder erweitert. Imposant ist insbesondere der Säulensaal mit 134 Säulen; ein in seinen Dimensionen überwältigender Raum. Der Hof zwischen dem ersten und zweiten grossen Eingangstor ist von Säulen und einer Lagerstätte von Widderstatuen umringt. Gleich daneben befindet sich der Tempel von Ramses III., der von mehreren Pfeilerfiguren des Pharaos begrenzt wird. Vom Eingang dieses Tempels bis zu dessen Allerheiligsten steigt das Niveau des Fussbodens an; gleichzeitig wird die Raumhöhe immer niedriger. Auf diese Weise findet eine Berührung im Allerheiligsten von Mensch und Gott statt, die in der Architektur symbolisch ausgedrückt wird. Des Weiteren erwähnenswert ist eine sehr hohe Statue von Ramses II. vor der, in kleinerem Massstab, seine Tochter Intanat steht.

Zurück auf dem Campingplatz treffen wir auf Berry und Esther, die wir in Dar es Salaam bereits einmal getroffen haben. Beim Plaudern merken wir gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Gerne hätten wir nämlich den Luxor-Tempel "by night" besucht. Nun heisst es Gas geben. Nur mit grossem Glück und einiger Überzeugungsarbeit können wir auf das Geländer huschen und einige wenige Fotos schiessen. Das abendliche Kunstlicht lässt die Statue des Ramses II. wie auch ein Relief, welches Ramses II. auf seinem Streitwagen bei einem Camp zeigt, gut sichtbar werden. Der beleuchtete Tempel ist bei Nacht besonders romantisch.


28. Oktober 2008

Nach dem Einkaufen und Volltanken machen wir uns auf den Weg nach Hurghada. Weit kommen wir aber nicht, denn bereits an der zweiten Polizeisperre werden wir aufgehalten. Offenbar ist es nicht möglich, als weisser Tourist die zwischen dem Nil und dem Roten Meer liegende Wüste allein zu durchqueren. Wir werden deshalb zurück nach Luxor geschickt, wo wir uns dem Konvoi nach Hurghada anschliessen sollen. Am Nachmittag kurz vor zwei Uhr formiert sich dann tatsächlich ein aus rund dreissig Reisecars und Minibussen bestehender Konvoi. Auf die Sekunde genau um zwei Uhr braust das den Konvoi anführende Polizeiauto los, gefolgt von den mit weissen Touristen gefüllten Fahrzeugen. Für den Konvoi gelten offenbar keinerlei Verkehrsregeln, denn es wird trotz Überholverbot unter Missachtung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit munter überholt. Bald schon sind wir das letzte Fahrzeug des Konvois, und das den Schluss bildende Polizeiauto drängt uns mit Handzeichen und Sirene zum schneller Fahren. Dies aber beeindruckt uns überhaupt nicht. Es fällt uns nicht einmal im Traum ein, die für den Santi ideale Reisegeschwindigkeit zu überschreiten. Irgendwann überholt uns das Polizeiauto, und wir sind wieder "frei". Die Konvoipflicht ist eine völlige Farce. Sie wurde zwar als Sicherheitsmassnahme eingeführt, dient aber eher dem Gegenteil. Dank dem Konvoi wissen die Terroristen genau, wann sehr viele Touristen miteinander wo unterwegs sind, und die beiden Polizeifahrzeuge am Anfang und am Ende des Konvois bieten überhaupt keinen Schutz, zumal sie ungenügend bewaffnet und schon wenige Minuten nach dem Start mehrere Kilometer voneinander entfernt sind. Ausserhalb des Konvois fühlen wir uns viel sicherer.

Kurz vor der Küste des Roten Meeres wird es dunkel, und erst nach einigem Suchen finden wir in Hurghada ein Hotel, auf dessen Parkplatz wir übernachten können. Obwohl sich das Hotel Luxor mitten im Ortszentrum befindet, verbringen wir - abgesehen vom kräftigen Wind - eine ruhige Nacht.

29. Oktober 2008

Heute steht wieder einmal eine lange Etappe an, denn wir möchten heute Abend nach Nuveiba zurückkehren. Wir fahren deshalb auf der Schnellstrasse an der Küste des Roten Meeres bzw. des Golfs von Suez entlang bis nach Suez. Die Fahrt verläuft ereignislos; rechts ist die Meeresküste, links die Wüste. In Suez, einer Stadt mit über 600'000 Einwohnern, ist die Orientierung nicht gerade einfach. Nur dank der gütigen Mithilfe eines Automobilisten finden wir die Strasse, die uns zumindest in die korrekte Richtung führt. Die Navigation ausserhalb des Stadtzentrums ist dank unserem Kompass relativ einfach, und nach einer Viertelstunde haben wir den Suezkanal im Ahmad Hamdi Tunnel unterquert.

Ein Teil der Sinaiquerung entspricht der alten Pilgerstrasse von Nordafrika nach Mekka. In früheren Zeiten wanderten bis zu 10'000 Menschen miteinander während etwa neun Tagen durch die Sinai-Wüsten. Zuerst geht es durch Sanddünen, dann durch steinwüstenartige Landschaften zur beinahe topfebenen Tih-Hochebene. Mit der Zeit lockern Hügel und Tafelberge aus Muschelkalk das Bild auf, und unvermittelt stossen wir auf Wasserlachen entlang dem Strassenrand. Vor zwei Tagen regnete es offenbar sehr intensiv, und das Restwasser wird in den nächsten Tagen langsam versickern und verdunsten. Unsere ursprünglich geplante Route müssen wir aufgrund der Regenfälle umdisponieren; der Regen hat die direkte Verbindung von El Thamad über Ain Furtega nach Nuveiba unpassierbar gemacht. Wir müssen deshalb bis nach Taba fahren und können erst kurz vor der israelischen Grenze nach Süden in Richtung Nuveiba abbiegen. Wenigstens können wir uns so über eine zwar unfreiwillige, aber dennoch sehr spannende Passabfahrt zwischen im Scheinwerferkegel sichtbaren hohen Granitbergen freuen. Spätabends treffen wir müde im Ananda-Camp ein und gehen sofort ins Bett.

30. Oktober bis 6. November 2008

Die nächsten Tage verbringen wir wieder im Ananda-Camp. Wir geniessen das Strandleben in vollen Zügen, auch wenn das Meerwasser zwar warm, aber ausserordentlich stark verschmutzt ist. Kein Wunder, schliesslich haben wir auf der Fähre mit eigenen Augen gesehen, wie der Abfall auf den Schiffen entsorgt wird - es ist ein Jammer! Leider windet es manchmal so stark, dass an Schnorcheln nicht zu denken ist. Stattdessen spazieren wir lange den Strand entlang. Ab und zu spielen wir wie kleine Kinder im Sand. Während Markus mit dem Sand eine Sphinx modelliert, gräbt Helen ein langes Loch im Sand. Markus weiss bis zum Schluss nicht, welchen Zweck das Loch erfüllen soll, bis Helen ihn bittet, darin Platz zu nehmen. Danach heisst es zubuddeln, bis nur noch das Gesicht von Markus aus dem Sand guckt. Jetzt kann sich Helen entspannen und warten, bis Markus von Sky ausgegraben wird. Ihr ist das Verschwinden von Markus nämlich etwas suspekt, und bald schon beginnt sie, den Sand sanft mit ihren Pfoten wegzugraben.


Am 2. November 2008 verlassen wir das Ananda-Camp, um den Coloured Canyon zu besichtigen. Leider wird dies uns von einer Polizeisperre verwehrt, da der kürzlich gefallene Regen die Strasse fortgeschwemmt hat. Da unsere Argumentation, über ein geländegängiges Fahrzeug zu verfügen, nichts fruchtet, versuchen wir, auf einem anderen Weg zum Coloured Canyon zu gelangen. Wir fahren deshalb in Richtung des Katharinen-Klosters und biegen 40 Kilometer nach Nuveiba auf eine Piste ab, die bald total versandet ist. Wir diskutieren, ob wir weiterfahren sollen - schliesslich wissen wir nicht, ob es sich um die richtige Piste handelt, und ob wir "durchkommen". Das Reduzieren des Reifendruckes wäre das beste Mittel, um nicht im Sand stecken zu bleiben. Wir wollen es jedoch zuerst ohne ein Luftablassen probieren, und nach ein paar vergeblichen Versuchen schaffen wir es tatsächlich, die "Einstiegsdüne" zu überwinden. Die anschliessende Sandebene durchfahren wir problemlos. Aber die Hitze und das Fahren in der Untersetzung mit hoher Drehzahl fordern Tribut, und bald schon tropft Mike Sanders (Fett zur Hohlraumbehandlung und Rostvorsorge) aus der Motorhaube über den Kühlergrill. Uns stört dies nicht weiter - Hauptsache, der Santi bringt uns an unser Ziel!


Nach ein paar Kilometern Fahrt durch den Sand stossen wir auf den White Canyon. Dieser Einschnitt in der Ebene verdankt seinen Namen den weissgrauen Schluchtwänden. Beim Kreideeinschnitt handelt es sich um eine Touristenattraktion - jedenfalls meint ein anwesender "Guide", uns gegen Entgelt den Canyon zeigen zu müssen. Zum Glück wissen wir mittlerweile mit solchen Situationen bestens umzugehen.

Der Weg zurück zur Teerstrasse verläuft ebenfalls problemlos, und wir sind froh, keine Luft aus den Reifen gelassen zu haben. Obwohl wir mittlerweile die Strasse zurück nach Nuveiba bestens kennen, faszinieren uns die farbigen Felsbänder entlang der Strasse immer wieder von neuem.

Als Abschiedsessen gönnen wir uns je eine Portion Spaghetti mit einem uns vom Betreiber des Rezeiky Camps in Luxor geschenkten Wein. Leider sind die Spaghetti zu wenig gekocht, und der Wein sauer.

7. November 2008

Heute heisst es Abschied nehmen vom Ananda-Camp. Wir fahren zum Hafen von Nuveiba, besorgen uns Tickets für das Speedboat und wollen in den Hafen einfahren. Zum Glück treffen wir beim Gate auf denselben Mitarbeiter der Tourism Police. Dieser hilft uns, die steinzeitlich anmutende Bürokratie des Ausreiseprozederes in kürzester Zeit hinter uns zu bringen. Glücklicherweise haben wir noch genügend ägyptisches Geld bei uns, denn die Ausreise kostet pro Person 50 Pfund, und für das Auto muss sogar 100 Pfund bezahlt werden! Kurz bevor das Speedboat ablegt, können wir gerade noch an Bord fahren. Die tatsächliche Abfahrt verzögert sich dann aber leider um fast zwei Stunden. Wir sind froh, dass wir bis zur Abfahrt bei Sky im Auto bleiben dürfen, so dass Sky nur gerade die einstündige Überfahrt nach Jordanien alleine verbringen muss.

 

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