Südafrika
"Man gibt seinem Kind bei der Rückkehr keine Anweisungen, sondern wenn es aufbricht." (Sprichwort aus Südafrika) |
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Tagebuch
29. März 2008
Mit Zwischenlandung in London-Heathrow sind wir nach einem
Nachtflug und insgesamt 14 Stunden Flugzeit total erschöpft, aber sehr
glücklich in Capetown angekommen. Aufgrund der Schwierigkeiten mit dem neuen
Terminal 5 in London-Heathrow sind wir froh, dass wir in Capetown all
unser Gepäck in Empfang nehmen können. Nach gut 1,5 Stunden stehen wir nach
erledigter Zollabfertigung und Visaerteilung bereits im Flughafenrestaurant.
Erstaunlicherweise hat sich bei der Einreise niemand um unser One-Way-Ticket
interessiert, obwohl wir beim Check-in im Flughafen Kloten unser Carnet de
Passage und die Konnossemente vorweisen mussten, damit wir überhaupt einchecken
konnten.
Begleitet vom blauen Himmel und Temperaturen von 28° C fahren wir mit einem Taxi zu unserem Guesthouse Sundowner, wo wir von Cherry und Michael herzlich empfangen werden. Wir bestaunen die herrliche Aussicht dieses luxuriösen Guesthouses und freuen uns auf die wenigen Tage, die wir hier verbringen werden. Wir haben noch nie ein solch tolles Ambiente, eine derart geschmackvolle Einrichtung und eine derart traumhafte Aussicht auf die Bucht von Camps Bay erfahren. An dieser Stelle danken wir Cherry und Michael nochmals herzlichst für ihre Gastfreundschaft.
Trotz Müdigkeit nutzen wir den Nachmittag, um auf den Tafelberg zu fahren und den herrlichen Ausblick über Capetown zu bewundern. Am Abend dinieren wir dank der guten Empfehlung von Michael im Codfather und essen den besten Fisch unseres Lebens.
30. März 2008
Unser zweiter Tag beginnt mit einem hervorragenden Frühstück mit Blick auf den Atlantischen Ozean. Den Nachmittag nutzen wir mit einem langen Spaziergang entlang des Strandes, um den grossen afrikanischen Markt am Green Point zu besuchen. Hier bieten Händler vieler afrikanischer Länder jeden Sonntag ihre handgefertigten Kunstartikel an zum Verkauf an. Am Abend ist uns ein köstliches Steak im Restaurant des Bayside-Café vergönnt.
31. März 2008
Den heutigen Tag verbringen wir mit Karten- und Reiseführerstudium, GPS-Koordinaten herausschreiben, viel Rooibush-Tee trinken und relaxen. Der dringend erbetene Rückruf eines Hafenmitarbeiters stellt sich lediglich als Mitteilung der Ankunft der DAL Kalahari am 5. April 2008 in Capetown heraus. Der Hafenmitarbeiter versteht nicht, weshalb wir keine Ahnung haben, wer unser Clearing Agent in Capetown ist. Glücklicherweise haben wir noch ein paar Tage Zeit, dies herauszufinden. Trotzdem stimmen uns der Gedanke, dass unser Auto am 5. April 2008 in Capetown ankommen sollte, und das herrliche Wetter in beste Laune.
Während wir uns mit den weiteren Vorbereitungen beschäftigen, geniesst unser Panther die freie Zeit auf einer Sonnenliege.
1. April 2008
Heute wandern wir von Camps Bay dem Strand entlang zur Waterfront von Capetown. Die Waterfront hat übrigens nichts mit Wasser zu tun, denn es ist eine riesige Shopping-Mall mit unzähligen Geschäften. Wir haben noch nie ein so grosses Einkaufszentrum gesehen - alle erdenklichen Artikel können gleich in mehreren Geschäften gekauft werden. Hoffentlich verirren wir uns im afrikanischen Busch weniger oft als in den Gängen dieses Einkaufszentrums...
Am Abend müssen wir leider das Guesthouse wechseln. Vom Sundowner geht es ins ebenfalls in Camps Bay befindliche Guesthouse Marta Villa, die zwar deutlich weniger luxuriös, dafür etwas ruhiger direkt unterhalb des Tafelbergs liegt. Bei der Ankunft in der Villa Marta machen wir als erstes mit einem bellenden Hund Bekanntschaft.
2. April 2008
Nach einem feinen und ausgiebigen Frühstück machen wir als erstes einen Spaziergang mit dem Hund namens Skye (sein Name wird tatsächlich so geschrieben). Wir spazieren durch die Landschaft und lernen einen anderen Teil von Camps Bay kennen. Hunde werden in Capetown vor allem wegen dem Bewachen des Hauses gehalten. Dies führt dazu, dass ein Hund sein Leben als Bewacher und nicht als Familienmitglied führen kann. Für uns ist dies unverständlich, und der Besitzer von unserem Guesthouse kann es kaum verstehen, dass wir mit dem Hund reden, ihn streicheln und mit ihm spazieren gehen.
Da wir immer noch nicht wissen, wer unser Clearing Agent ist, führt Helen am Nachmittag unzählige Telefonate mit dem Shipping Centre in Capetown und mit Mitarbeitern von Schenker AG (Schweiz) und Schenker AG in Capetown. Leider erfahren wir trotz all dieser Telefonate nichts über unseren Clearing Agent, wohl aber, dass irgendwer im Hafen von Capetown Papiere benötigt, die noch nicht vorhanden sind (und innert nützlicher Zeit wohl auch nicht mehr beigebracht werden können). Doch Helens Beharrlichkeit macht sich bezahlt, und schlussendlich löst sich am Abend das Rätsel über die nicht vorhandenen Papiere: Schenker AG (Schweiz) schickte die Konnossemente statt an Schenker AG in Capetown an uns. Trotz diesem ungewohnten Vorgehen von Schenker AG (Schweiz) zeigt sich Schenker AG in Capetown bereit, als unser Clearing Agent aufzutreten, und das Ausladen, die Untersuchung und die Verzollung unseres Santanas zu organisieren. Wir vereinbaren mit dem Branch Manager von Schenker AG in Capetown ein Treffen für den nächsten Tag, an welchem wir unsere Pässe, den Fahrzeugausweis, das Carnet de Passage, die Konnossemente (alles im Original) und 8'000.00 Rand mitnehmen müssen (es werden weder ausländische Währungen noch Kreditkarten akzeptiert).
Obwohl uns eine Vorauszahlung überhaupt nicht behagt, begeben wir uns unverzüglich zur nächsten Bank, um die nötige Menge Dollar in Rand zu tauschen. Dort erfahren wir, dass in Südafrika (und wohl auch in weiten Teilen von Ostafrika) nur Dollarnoten, die im Jahr 2003 oder später gedruckt wurden, akzeptiert werden. Zum Glück erfüllen die meisten unserer Dollarnoten dieses Kriterium. Die anderen, zu alten Dollarnoten können wir in der ABSA-Bank gegen neuere Dollarnoten tauschen. Nach diesem anstrengenden Tag gönnen wir uns eine Pizza im Col Cacchio.
3. bis 6. April 2008
Der Eigentümer unseres Guesthouses fährt uns netterweise zum Büro der Schenker AG in Capetown, Airport City. Dort empfängt uns Colin. Er prüft unsere Dokumente, erstellt davon für sich und uns Kopien und präsentiert uns eine provisorische Kostenaufstellung, welche sich wie folgt zusammensetzt:
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Während unseres nächsten Morgenessens werden wir unerwartet und völlig überraschend von einem Telefonat von Colin gestört, in welchem er uns mitteilt, dass er in Kürze bei uns im Guesthouse das Carnet de Passage im Original abholen wird. Wir sind gar nicht darüber erfreut, ist das Carnet de Passage doch eines der wichtigsten Dokumente einer Afrikaquerung. Trotzdem bleibt uns nichts anderes übrig, als ihm das Original zu übergeben und ihm zu vertrauen. Glücklicherweise bringt uns bereits am Nachmittag ein Bote der Schenker AG in Capetown das Carnet de Passage zurück, was uns sichtlich erleichtert!
Wir geniessen es, wenn Skye sich beim ersten morgendlichen Geräusch aus unserem Zimmer an der Zimmertüre mit seinen Pfoten bemerkbar macht. Kaum geht dann die Türe auf, stürmt er hinein und begrüsst uns. Wir gewinnen diesen Hund je länger je lieber. Er hat ein samtweiches Fell, ganz treue Augen und weicht uns nicht mehr von der Seite. Sei es beim Morgenessen, bei der Siesta oder beim Vorbereiten der Reise - Skye ist immer neben uns. Er geniesst es, mit uns jeden Tag zwei Spaziergänge zu machen, und freut sich riesig, geworfenen Stöcken nachzurennen und nachzuschwimmen. Uns tut es jedes Mal leid, wenn wir wieder zurück sind, denn wir spüren seine Traurigkeit, wieder eingesperrt zu sein.
Da Skye über keinerlei Spielzeug verfügt, kaufen wir ihm drei Tennisbälle und drei Quietschentchen. Seinem Verhalten nach scheint Skye seine ganze verlorene Kindheit mit diesen Tennisbällen aufholen zu wollen. Er rennt und schwimmt ihnen nach, und wir merken, wie nicht nur wir ihn lieb haben, sondern auch er uns in sein Herz geschlossen hat. Wir sinnieren bereits darüber nach, wie wir Skye ins Auto packen können, ob er vor dem Beifahrersitz Platz hätte, oder ob er auf dem Schlafbrett liegend mitfahren könnte. Jetzt müssen wir nur noch den Besitzer überzeugen, dass auch Skye eine Afrikaquerung machen möchte.
Obwohl wir uns schon beinahe eine Woche in Capetown befinden, merken wir, wie erschöpft und ausgelaugt wir eigentlich sind. Der Ausbau des Autos und die weiteren Vorbereitungen haben mehr an Energie und Nerven als erwartet verzehrt. Nichts desto trotz bleibt uns nichts anderes übrig, als die nächsten Tage mit weiteren Vorbereitungen zu verbringen. Dies fällt uns umso leichter, weil das Wetter immer schlechter wird: kalter Wind und Regenschauer.
7. April 2008
Obwohl heute nicht alles wie geplant verläuft, können wir nach Erledigung aller Formalitäten von rund drei Stunden unseren Santana aus dem Hafen herausfahren. Von den Formalitäten bekommen wir nicht viel mit, da sich ein Mitarbeiter der Schenker AG in Capetown darum kümmert. Wir sind erleichtert und sehr happy, dass unser Santana die Fahrt wohlbehalten und ohne Beulen überstanden hat.
8. April 2008
Unser heutiges Ziel ist es, an den südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents (Cape Agilhas) zu gelangen. Dass Skye mitkommen darf, ist für uns mehr als klar. Er freut sich riesig, dass er einmal aus seinem "Gefängnis" ausbrechen kann, und blickt die ganze Hin- und Rückfahrt gespannt und sehr neugierig aus den Fenstern hinaus. Der Gedanke, dass wir ihn morgen zurücklassen müssen, macht uns sehr zu schaffen. Nach drei Stunden Fahrt erreichen wir zu dritt (sorry: zu viert, schliesslich zählt auch der Panther mit) den eigentlichen Startpunkt unserer Afrikaquerung.
9. April 2008
Schweren Herzens haben wir uns von Skye verabschiedet und haben die letzten Stunden damit verbracht, mit ihm am Meer zu spazieren, auf einem Hügel die Aussicht zu geniessen, und in einem kleinen Teich immer wieder nach seinem geliebten "Stock" zu tauchen. Der Abschied war sehr tränenreich. Wir freuen uns schon jetzt auf den Besuch von Skye im nächsten Jahr. Mit vollbeladenem Auto geht es nun in Richtung Botswana. Immer noch müde und sehr traurig, da der Platz von Skye im Auto leer bleibt, sind wir im neuen Guesthouse "De Vlei Country Inn" angekommen.
10. April 2008
Nach einer schlaflosen Nacht (wir beide sinnieren darüber nach, ob wir die richtige Entscheidung getroffen haben, ist uns doch Skye ans Herz gewachsen) stellen wir fest, dass die Zeit der üppigen Frühstückbuffets vorbei ist. Nachdem wir unsere Homepage aktualisiert haben, fahren wir weiter in Richtung Kimberley. Die Fahrt dorthin verläuft sehr ereignisarm. Die Autobahn verläuft schnurgerade bis zum Horizont, und nur ein paar wenige Kurven unterbrechen die stundenlange monotone Fahrt. Zudem denken wir immer wieder an Skye, und beschliessen erst kurz vor Kimberley, ihn zurzeit nicht mit auf die Reise zu nehmen - dies, obwohl der Besitzer von Skye bereit war, ihn uns mitzugeben. Bei strömendem Regen und eine Stunde nach Einbrechen der Dunkelheit erreichen wir Kimberley (die Investition in gute Lichter hat sich gelohnt!). Leider stellen wir fest, dass alle Guesthouses "fully booked" sind. Die lange Fahrt und die Sucherei zehren an Energie und Nerven. Rund zwei Stunden später werden wir fündig und quartieren uns im Guesthouse "Dawira" ein. Trotz der Schäbigkeit der Absteige sind wir froh, zwei Betten und einen Ort, an welchem unser Santi eine sichere Nacht hinter Gittern verbringen kann, gefunden haben.
"Monotonie pur..."
11. April 2008
Wir füllen in Kimberley alle Dieseltanks randvoll auf. Damit wir unser Ziel, heute die Grenze zu Botswana zu passieren, erreichen, decken wir uns mit frischen Esswaren und vorgekochten Gerichten ein. Danach geht die langweilige und monotone Kilometerfresserei auf der Autobahn in Richtung Ramatlabama (Botswana) weiter. Als wir uns dann endlich dem Grenzübergang zu Botswana nähern, überkommt uns ein Gefühl der Erleichterung und Freude. Beim ersten Gebäude werden unsere Pässe sowie das Carnet kontrolliert und abgestempelt. Danach werden wir zu dem einige Meter entferntem zweitem Gebäude geschickt, wo wir unsere in Südafrika bezahlten Mehrwertsteuern zurückfordern können. Der Zollbeamte möchte jede einzelne Rechnung verifizieren, was dazu führt, dass er kopfschüttelnd zur Kenntnis nimmt, dass es tatsächlich Leute gibt, die für ein Tagebuch 250 Rand (ca. CHF 32) ausgeben. Erst bei der Kontrolle der letzten Quittung (für Helen gekauftes T-Shirt) gibt er forfait und besteht erstaunlicherweise sogar darauf, das T-Shirt nicht auf die Echtheit zu überprüfen. Theoretisch sollten wir bei unserer Rückkehr von einem von der südafrikanischen Steuerbehörde ausgestellten Postcheque erwartet werden, da die in Südafrika bezahlten Mehrwertsteuern nicht in bar zurückbezahlt werden können.
Auf der botswanischen Seite...
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